Die Etappe 12 führte uns hauptsächlich durch die Grajischen Alpen, siehe Karte. Dabei richteten wir uns hauptsächlich nach der GTA, der Grande Traversata delle Alpi.
Nach etwas abenteuerlicher Anreise (der Nachtzug kam am 9.7.2014 immerhin pünktlich in Venezia an, aber zum eigentlichen Startort gab es zum Glück noch Busse, die überhaupt nicht im Fahrplan stehen) erreichten wir abends noch unsere erste Unterkunft, das Rifugio Valle Vogna, wo die netten Wirtsleute uns gut bekochten und von der wir am ersten Wandertag zur langen Tour durch die Valle Vogna starteten. Bei der Brücke Ponte Napoleone darf man nicht auf der Flußseite bleiben, sondern muß die gleich darauf folgende Brücke zum Überqueren des Flüßchens nutzen (falsche Markierung auf einem Stein!). Ansonsten ist der Weg mäßig gut markiert, ab Valle Loo vorbildlich. Die Gehzeit zum Rifugio Rivetti betrug etwa 8 Stunden. Wir gingen am folgenden Tag nicht gleich die nächste Etappe, sondern nutzten den Aufenthalt in der Höhe zu einer Wanderung in der Nähe der Hütte. Morgens ging es natürlich erst auf den Hausberg, die Punta tre Vescovi, von dem wir eine tolle Aussicht genossen.
In der Hütte herrschte eine schöne Atmosphäre, wir aßen mit den Wirtsleuten an einem Tisch. Der nette Hüttenwirt erklärte uns einen Umweg zu einem hübschen Bergsee, dem Lago Rhiazzale, da wir ja nur bis Piedicavallo zu gehen hatten, da im Kloster San Giovanni d'Andorno keine Unterkunft mehr zu bekommen war. Piedicavallo ist ein sehenswertes Dorf. Fast alle Häuser bestehen aus Naturstein und sind auch damit gedeckt. Auch im preiswerten Albergo la Rosa Bianca wurden wir abends wieder verwöhnt.
Morgens gingen wir bei Piedicavallo über die Brücke und auf schönem Waldweg bis zum Rifugio Madonna della Neve. Dort folgten wir dem Wegweiser nach Rosazza "direttissima", der nur anfangs Aufmerksamkeit wegen des hohen Grases erforderte, dann aber gut markiert direkt nach Rosazza führt. Das erspart einen unötigen Abstecher ins Seitental. Im Ort blieb die Bedeutung der zahlreichen Türme für uns rätselhaft.
Wir folgten der Straße Richtung Oropa, vorbei am oben erwähnten Kloster. Danach gibt es fast keine Markierungen und Hinweise auf Abkürzungen. Hier besteht Handlungsbedarf. Bei Regen erreichten wir den Paß Colle della Colma und sahen so gut wie nichts. Auf der anderen Seite hinunter über Wiesen, schließlich durch Wald, wo wir erschrocken einen laut übertragenen Gottesdienst über uns ergehen lassen mußten, der vom Santuario d'Oropa herüberschallte. Als wir dort ankamen, war zum Glück wieder Ruhe, und so blieb es auch. Auch wenn die Wallfahrtstätte durchaus sehenswert ist, fanden wir es erschreckend, in den Kitschläden zu sehen, wie der Glaube hier kommerzialisiert wird.
Nach dortiger Übernachtung und Abendessen mit Kammermusik - hier fühlten wir uns nicht wohl - stiegen wir nach italienisch typischem Magerfrühstück auf zum Rifugio Rosazza, dann zur Bergstation der Seilbahn, vorbei am Lago di Mucrone, den wir im Nebel nur erahnen konnten, zum Paß Bocchetta del Lago und von dort auf dem Hangweg zum Rifugio Coda. Bei dem Wetter war die geplante Besteigung des Monte Mars natürlich sinnlos. Schön war aber der abendliche Blick in die Poebene. Schließlich waren wir nah am Rand der Alpen.
Wir finden den Abstecher der GTA ins Tal über die beiden Klöster sowohl überflüssig, unpassend für GTA-Wanderer als auch fehl am Platze und empfehlen, vom Rifugio Rivetti über das Rifugio del Lago della Vecchia direkt zum Rifugio Coda zu gelangen.
Nach dem Frühstück bewunderten wir die Aussicht u.a. zum Monte Rosa und zum Mont Blanc und gingen nach Süden. Den Monte Bechit umgingen wir östlich über anstrengend zu gehende Hochstaudenfluren, schließlich bergauf zum Colle della Lace. Einfacher wäre es gewesen, über den Grat zu gehen, aber die Wegspuren führten uns nun einmal so. Vom Paß erblickten wir eine Alp, wo uns denn auch kläffende Köter erwarteten. Die Besitzer zeigten uns, wo wir weitergehen sollten. Ein paar Pfähle zur Markierung wären einfacher. Unter dem Haus bergab, wo wir auf rot-weiße Markierungen stießen. Ein üppiges Blumenmeer - u.a. mit Paradieslilien - erfreute uns hier. Weiter unten führte uns ein Wegweiser nach Quincinetto über eine Brücke, wo wir die auf der schlechten IGC-Karte eingezeichneten GTA-Route verließen. Mit Beharrlichkeit und Gespür stießen wir schließlich auf Wegweiser nach Sengie. Von nun an auf schönem, altem Weg, der seinerzeit mit viel Mühe in Handarbeit angelegt wurde, bis Sengie, dann durch Weinberge und über die Brücke bis Quincinetto, wo wir den Wegweisern zu unserer Unterkunft Cascina Salet folgten. An den Temperaturen merkten wir deutlich, daß wir hier im warmen Aostatal angekommen waren.
Fortsetzung: Vom Aostatal bis Balme
Letzte Änderung: 26.10.2021 | Adresse: www.alpenfreunde.info/etappe_12_1.php