Panorama vom Brisen (südlich des Vierwaldstättersees)

Von Locarno bis Alagna


Sentiero di pietra
Sentiero di pietra

Unsere 11. Etappe begann am 18. Juli 2012 mit einer umständlichen Bahnfahrt von Chiavenna, dem Endpunkt der Tour 9, bis Locarno. Immerhin hatten wir von Locarno aus nur noch eine kurze Wanderung erst durch die Stadt, dann durch Wald über Ponte Brolla bis Tegna. Von dort am nächsten Morgen angenehm auf dem Radweg in Flußnähe bis Intragna, wo der Aufstieg über Costa und Selna nach Monte di Comino begann. Dort wurden wir in der Capanna Comino mit leckerem Abendessen verwöhnt. Morgens starteten wir schon früh, da wir vorhatten, aus der Val Onsernone (die Täler sind im Italienischen weiblich) zur Capanna Alzasca aufzusteigen. Leider hatten wir die Route mit einer zu alten Landkarte geplant. Vor Mosogno mußten wir feststellen, daß der Weg nach Crana nicht mehr existiert. Durch dieses Tal gibt es leider keine vernünftigen Wanderwege. Auch fahren die Busse nur sehr selten. So gingen wir auf der Straße bis zum Nachbardorf Berzona und fanden den Wanderweg zum Passo della Garina. Vom Paß durch Laubwald hinunter nach Aurigeno und Maggia, wo wir erst einmal das Fremdenverkehrsamt besuchen mußten, da wir ja keine Unterkunft für die kommende Nacht hatten. Zum Glück ergab sich, daß wir in Bosco Gurin auch schon einen Tag eher eintreffen konnten. Der Ort wird mehr im Winter besucht. In der Valle Maggia selbst wäre es schwerer, zumindest teurer gewesen, spontan etwas zu finden. So fuhren wir mit dem Bus nach Bosco Gurin und wanderten am nächsten Morgen durch die Valle di Bosco Gurin erst durch mehr offenes Gelände, nachher leider überwiegend durch "aussichtslosen" Wald bis in die Valle Maggia nach Cevio, wo der interessante "sentiero di pietra", also ein Wanderweg der Steine angelegt wurde. Es fehlen noch die Erläuterungstafeln, aber im Internet ist schon ein Faltblatt verfügbar.

Am kommenden Tag hieß es, Abschied von der Schweiz zu nehmen und nach Italien überzuwechseln. Bei tollem Wetter wanderten wir von Bosco Gurin über die Grossalp zum Paß Guriner Furka. Sehr lohnend war ein Abstecher auf den Grat des Ritzbergs, der neben dem Paß leicht erklommen werden kann. Die Aussicht ist dort oben viel umfassender. Knapp unter dem Paß liegt ein kleiner, aber hübscher Bergsee, schon auf italienischem Gebiet. Aber von einer Staatsgrenze ist hier im Hochgebirge sowieso nichts zu sehen. Hier wollten wir den auf der Karte als Pfadspur eingezeichneten Weg nach Foppiano hinuntergehen, es gibt dort aber nur einen Wegweiser nach Fondovalle. Leider hatten wir keine aktuellen Informationen zum Weg. Was, wenn der Weg z.B. durch einen Felssturz verschüttet oder zugewachsen ist? Vom Paß konnten wir den weiteren Wegverlauf nicht überblicken. So entschieden wir uns vorsichtshalber, dem beschilderten Weg nach Fondovalle zu folgen. Der war auch bis zum Ort angenehm zu gehen. Auch im Ort fanden wir eine Markierung, die in die Richtung wies. Daß die bald in die alte Auto-Paßstraße überging, wir also tatsächlich ohne Abkürzungsmöglichkeit über alle Serpentinen verlief, konnten wir kaum glauben. Hatten wir doch eine Abzweigung übersehen? Als unten die Staatsstraße wieder dazustieß, wurde uns durch erneute Markierung bewußt, daß wir nicht mehr im Wanderland Schweiz, sondern in Italien angekommen waren. Noch hatten wir die Hoffnung, auf einen akzeptablen, vielleicht sogar schönen Weg zu stoßen, nicht aufgegeben. Aber ein paar Dörfer weiter hatten wir es satt und ließen uns von einer freundlichen Autofahrererin bis zu unserem Hotel bei Premia mitnehmen. Wandern auf der Straße - eine Frechheit gegenüber Wanderern!

Toce südlich Crodo
Toce südlich Crodo

Am folgenden Tag fanden wir streckenweise wirklich schöne Wanderwege. Schon von weitem fällt der riesige Kirchturm von Montecrestese auf, das sich auf einer Anhöhe nordöstlich von Domodossola befindet. Von dort ging es über schöne Wege durch viele Dörfer hinunter bis Masera, von wo wir mit dem Bus nach Domodossola fuhren, weil es dort keinen Wanderweg gibt.
Da wir die preisgünstige Unterkunft in Domodossola für 3 Nächte nutzten, konnten wir die beiden Tage mit leichtem Tagesgepäck wandern, auch mal eine Wohltat! Am ersten dieser Tage brachte uns ein Bus nach Villadossola. Von dort wanderten wir über Boschetto und Montescheno. Wege und Beschilderung sind gut. Im Wald ging es z.T. sehr steil aufwärts bis zum Colle del Pianino. Über einen Wiesenrücken mit Borstgrasrasen gingen wir zur aussichtsreichen Kuppe Moncucco. Die höheren Berge waren zwar in Wolken, aber durch die Lücken konnten wir einen Teil des Monte Rosa sehen. Anfangs über eine steile, neu angelegte Skipiste, dann über Wiesen und durch Wald ging es fast 1700 Höhenmeter bergab nach Domodossola.
Am zweiten gepäckarmen Tag starteten wir in Pontegrande in der Valle d'Anzasca. Nach einer Zeit der Sucherei fanden wir schließlich den schönen Hangweg über Antrogna und Castiglione. Ab dort plötzlich wieder schlechte Wegmarkierungen, bis es keine Fortsetzung mehr gab. Somit stiegen wir in den Bus zurück nach Domodossola.

Am 26. Juli hieß es wieder, mit vollem Gepäck über einen Paß zu einem anderen Tal zu gelangen. Wir starteten sehr früh, um den ersten Bus nach Pontegrande zu bekommen und bei der zu erwarteten Wärme einen Zeitvorsprung zu haben. Schon um 8 Uhr starteten wir dort und gingen erst auf Straßen, dann teilweise über schöne Abkürzungen nach Bannio, dann einen Fahrweg bis Soi di dentro. Ab hier auf Schotterweg weiter, erst durch schönen Laubwald, schließlich über mehrere Almen zum Colle d'Egua, wo wir wieder den nun schon nicht mehr weiten Monte Rosa sehen konnten. 1700 Höhenmeter bergauf waren geschafft. Längst gingen wir auf der Route der GTA, der Grande Traversata della Alpi. Das ist ein Weg, der auf eine lobenswerte Initiative von Prof. Bätzing die gesamten Westalpen durchquert. Die Idee ist, den Dörfern, die sich immer mehr entvölkern, wieder eine kleine Perspektive zu geben, indem mit diesem Wanderweg sanfter Tourismus gefördert wird. In der Tat sind wohl schon einige Erfolge erzielt worden. Nun begann der Abstieg nach Carcoforo. Im Ostello Alpenrose konnten wir beim abendlichen 5-Gänge-Menü wieder Kraft für den nächsten Tag sammeln.
Der war geradezu gemütlich gegenüber dem Vortag. Von Carcoforo leicht ansteigend durch Wald aus Lärchen und Vogelbeeren zum Colle del Termo. Leider hatten sich die Wolken schon früh gebildet, so daß wir kaum Aussicht hatten. Nach eher kurzer Pause machten wir uns an den Abstieg nach Rima und gingen meist auf Wiesen neben der Straße bis San Giuseppe, wo wir im Albergo Ristorante Nonay preisgünstig übernachteten.
Am letzten Wandertag brachte uns der nette und sehr hilfsbereite Wirt morgens zurück nach Rima, damit wir möglichst früh den Aufstieg zum Colle Mud beginnen konnten. das war auch gut so, denn bevor wir den Wald verließen, begann es zu regnen. Also keine Rast auf dem Paß. Beim Abstieg hörte der Regen auf, die Sonne kam wieder heraus, so daß wir gemütlich nach Alagna absteigen konnten. Nachdem der Weg im Tal im Dickicht endete und es anfing zu regnen, wählten wir den Bis zu unserer Unterkunft in Boccorio.

Letzte Änderung: 26.10.2021 | Adresse: www.alpenfreunde.info/etappe_11.php